Wer von uns IT-Freelancern wünscht sich nicht ein Ende der einschneidenden Maßnahmen herbei, die uns seit ein paar Wochen das Leben erschweren? Je länger die Kontaktsperre aufrechterhalten wird, desto einschneidender werden auch für uns IT-Freelancer die Auswirkungen sein. Die Regeln zum Abstand halten, das Verbot von Veranstaltungen sowie die Schließungen vieler Geschäfte treffen alle. Und je länger diese Situation anhält, desto schwerer wiegen die Folgen. Auch für diejenigen von uns IT-Freiberuflern, die gut vorgesorgt haben.
Viele sprechen davon, dass nach der Krise alles anders sein wird, als es bisher war. Doch keiner kann wissen, was kommt. Der Spekulation sind Tür und Tor geöffnet. Klar ist aber: Wir müssen versuchen, uns auch auf diese kommende unwägbare Situation vorzubereiten. Das bedeutet gleichzeitig, alle Angebote der Regierung, die wir nutzen können und teilweise müssen, auch zu beanspruchen.
Die Diskussionen gehen momentan in die unterschiedlichsten Richtungen. Tatsache ist: Der Virus hat gezeigt, mit welcher Wucht seine zu schnelle Ausbreitung die Gesundheitssysteme der Länder überfordern kann. Deutschland ist bisher glücklicherweise noch in der Lage, betroffene Menschen zu behandeln. Ich hoffe, es wird so bleiben.
Umfrage zur Situation von Selbständigen
Für alle, die einschätzen wollen, inwiefern und wie stark auch IT-Freelancer von den Auswirkungen der Maßnahmen betroffen sind, empfehle ich, an der Umfrage teilzunehmen, welche die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände (BAGSV) durchführt, dessen assoziierter Partner der DBITS ist. Die Umfrage wird vom VGSD geleitet: https://www.surveymonkey.de/r/L8FH287 und geht noch bis Montag, den 27. April.
Eine weitere Umfrage kommt von SOLCOM, einer deutschen Vermittlerfirma, die den Freiberufler-Blog betreibt. SOLCOM erfragt die Einschätzung von Selbständigen und Freiberuflern, wie sich die Coronakrise auf den Projektmarkt und auch die Situation von Freiberuflern auswirkt. Hier der Link zur Umfrage: https://www.freiberufler-blog.de/umfrage-auswirkungen-der-coronakrise-auf-projektmarkt-und-freiberufler/
Nach der Auswertung der Umfragen werden wir besser wissen, wie sehr IT-Freelancer betroffen sind, also wie sich die Maßnahmen der Regierung zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des Coronavirus auf sie auswirken. Es wird jedoch immer klarer, dass uns eine wirtschaftliche Rezession ins Haus steht. Das Handelsblatt berichtete bereits am 30.3.2020 darüber: https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/coronakrise-deutschland-vor-der-rezession-die-drei-szenarien-der-wirtschaftsweisen/25695366.html?ticket=ST-984791-n6HGrObCCf0tZJdzqWRX-ap2
Das bedeutet: in der Folge wird sich auch die Situation der IT-Freiberufler verschlechtern. Die für wirtschaftliche “Durststrecken” und den Altersruhestand angesparten Reserven werden vermutlich stark strapaziert, wenn nicht gar aufgebraucht. Wer als Selbständiger in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, bekommt übrigens kein Kurzarbeitergeld. Außerdem sind die Hilfsgelder in der Regel für die laufenden Betriebskosten gedacht. Zum Bestreiten des Lebensunterhalts wird wohl in manchen Fällen Hartz IV beantragt werden müssen.
Hilfeleistungen der Regierung
Nun zu den Hilfen, welche die Bundesregierung und die Landesregierungen betroffenen Selbständigen anbieten. Die Beantragung der Soforthilfen ist in jedem Bundesland anders geregelt. Deshalb hier der Hinweis auf die Seite des VGSD, der dankenswerterweise eine Aufstellung veröffentlicht hat. Dort stehen Links zu Seiten, welche die Verfahren der einzelnen Bundesländer erklären: https://www.vgsd.de/erfahrungsaustausch-corona-hilfen-des-bundes-und-der-laender-fuer-selbststaendige/.
Naturgemäß wird sich in der Praxis zeigen müssen, wie gut diese Hilfen wirken. Die Meinungen gehen hier jetzt schon stark auseinander. Doch diesen Punkt werde ich in einem weiteren Artikel genauer beleuchten. Hier würde es den Rahmen sprengen. Aber eines ist klar:
Am Punkt der Begrenzung der Hilfen auf Betriebskosten zeigt sich beispielsweise, wie wenig Verständnis die Regierung für die Belange von kleinen Firmen oder Solo-Selbständigen hat. Auf der einen Seite wird ihnen vorgeworfen, sie würden nicht für ihr Alter vorsorgen. Auf der anderen Seite müssen sie in Situationen, in die sie unverschuldet gekommen sind, gleich an ihre meist hoch versteuerten Reserven gehen, um ihre Lebenshaltungskosten zu bezahlen.
In dieser Situation wäre es wichtig, eine Lobby zu haben. Doch die Lobby für Selbständige in der IT ist bislang klein. Klagen hilft in der momentanen Situation allerdings wenig. Die Frage ist, wie kann es weitergehen? Es gibt ja bereits Überlegungen, den Lockdown zu beenden. Doch was kommt dann? Wird es wirklich so, wie viele es vermuten? Wird alles anders?
Ausblick
Einen sehr aufschlussreichen Artikel hat Rechtsanwalt Thomas Stadler aus München veröffentlicht. Dort sind einige der Punkte beschrieben, die nach der Krise diskutiert werden müssen. Gleichzeitig weist er auf weitere Publikationen hin, die Aspekte besprechen, die mit Sicherheit in die Diskussionen einfließen werden. Hier geht’s zum Artikel: https://www.internet-law.de/2020/04/leben-mit-dem-virus.html. Auch die dort verlinkten Artikel vermitteln einen Vorgeschmack auf das, was möglicherweise kommen wird.
Diese kleine Auswahl soll reichen, um sich ein Bild von der Situation im Umfeld der IT-Freelancer zu machen. In den Medien gibt es viele weitere Informationen. Aber immer darauf achten, möglichst viele Aspekte aufzunehmen und sich nicht seine eigene Filterblase bauen. Ein breites Spektrum an Informationen hilft enorm dabei, sich auf alle Gegebenheiten einzustellen, die da kommen mögen.