Coronakrise: Auswirkungen auf selbständige IT-Experten
Mit diesem Artikel will ich einen kleinen Überblick darüber geben, was momentan über die Folgen der Krise berichtet und spekuliert wird. Der Aspekt der Auswirkungen auf selbständige IT-Experten spielt dabei eine wichtige Rolle. Es ist eine subjektive Auswahl von Artikeln, von denen ich viele kommentiert habe. Dieser Artikel wird eine Weile wachsen. Denn es werden sicherlich noch einige interessante Artikel zum Thema veröffentlicht werden. Einen kurzen Artikel dazu habe ich selbst geschrieben. Du findest ihn hier: Folgen der Coronakrise für selbständige IT-Profis
Anfangen will ich mit einer Studie der SOLCOM GmbH
Wie denken IT-Freelancer über die Folgen der Krise?
Die SOLCOM GmbH hat die Ergebnisse ihrer Marktstudie „Auswirkungen der Coronakrise auf Projektmarkt und Freiberufler“ veröffentlicht. In diesem Beitrag wird die Lage der IT-Selbständigen nicht so düster gemalt wie im VGSD-Artikel, der weiter unten besprochen wird. Bei 1264 Teilnehmern an der Umfrage gibt die Studie ein recht deutliches Bild der Situation wieder.
Für mich am interessantesten: Fast 60% der Teilnehmer fordern mehr Rechtssicherheit und über 50% sind für eine Entbürokratisierung. Für Steuernachlässe sind immerhin noch fast 47%.
Das sind Themen, die der DBITS gerne aufgreifen wird, sofern es unsere Ressourcen ermöglichen.
Rückgang der IT-Projektangebote
Der Tagesspiegel berichtet in seinem Artikel “Deutlich weniger Projekte in der Coronakrise” ebenfalls über eine Verschlechterung der Situation für IT-Freelancer. Viele der etwa 125.000 selbständigen Informatiker, Softwareentwickler und Systemadministratoren finden momentan kein Projekt. Aufgrund der durch die Coronakrise bedingten Einbrüche, haben die Auftraggeber viele Projekte gestoppt oder für eine unbestimmte Zeit eingefroren.
Und wie immer, wenn viele IT-Freelancer Aufträge suchen, sinken die Stundensätze. Diese Situation wird sich verschärfen, je länger die Auftraggeber ihre Projekte auf Eis liegen lassen. Auch das gehört zu den Auswirkungen auf selbständige IT-Experten.
Dennoch gibt es einen Lichtblick. Durch die Krise ist der Digitalisierungsdruck gewachsen. Die Unternehmen müssen reagieren. Jetzt kommt es auf eine sinnvolle Wirtschaftspolitik an. Den Unternehmen muss schnellstens geholfen werden, aus der Krise zu kommen. Dann werden auch die Aussichten wieder besser, bald in ein Projekt zu kommen.
Wie wird die neue Realität nach Corona aussehen?
Die Hays AG beschäftigt sich auf ihrem Blog mit diesem Thema. Eine Umfrage, die Hays in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Rheingold durchgeführt hat, beleuchtet in etwa die Situation der Unternehmen. Interessant sind die Zahlen zu den Auswirkungen. Der Punkt mit der höchsten Prozentzahl ist mit 57% die Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice.
Ich finde es ermutigend, dass immerhin 17% mit der Umstellung auf neue Produkte die Folgen der Krise abmildern konnten. 21% der Unternehmen verzeichnen gar einen Anstieg bei der Nachfrage. Etwa 13% der Befragten vermelden keine Auswirkungen auf ihr Geschäft.
Doch am besten finde ich diese Erkenntnis:
“Knapp 75% der Befragten geben an, dass sie positiv überrascht sind, wie viel die Mitarbeiter auch von remote aus leisten und dass diese eigenständiger arbeiten, als immer angenommen.”
https://blog.hays.de/hays-studie-die-neue-normalitaet-licht-und-schatten-durch-corona/
Ich hoffe, diese Erkenntnis trifft auch auf IT-Freelancer zu und bleibt hoffentlich nicht nur eine der kurzzeitigen Auswirkungen auf selbständige IT-Experten. Denn ich bin davon überzeugt: Freelancer wissen, worauf es ankommt und arbeiten schon immer eigenständig und produktiv an den Themen, für die sie beauftragt wurden.
Hier geht es zum Artikel: Hays-Studie: Die neue Normalität – Licht und Schatten durch Corona
Coronakrise: Spezieller IT-Freelancer Index
Der VGSD hat eine Untersuchung angestellt, wie stark IT-Freelancer von der Krise betroffen sind. Die Auswertung sieht erschreckend aus. Die Zahl der angebotenen Projekte hat sich angeblich mehr als halbiert. Leider wird auf den Hintergrund der verwendeten Zahlen nicht genauer eingegangen.
Ich bin mir nicht sicher, ob die vom VGSD veröffentlichte Darstellung nur um einer entsprechenden Wirkung gewählt wurde. Während der Krise sind viele IT-Freelancer freigesetzt worden, weil Projekte gestoppt oder auf Eis gelegt wurden. Die Zahl der freigesetzten IT-Selbständigen sollte daher in etwa mit den gestrichenen Projektstellen korrelieren. Da dies nicht der Fall ist, muss es einen Faktor geben, der in dieser Statistik nicht berücksichtigt wurde.
Weiterhin wird in dem Artikel angemerkt, dass bei IT-Freelancern die Folgen später aufgekommen sind. Wenn die Rechnung erst am Monatsende gestellt wird und der Zahlungseingang 30 bis 60 Tage später erfolgt, ist das ebenfalls logisch.
Die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen ist zwar eingebrochen. Dennoch gehören IT-Profis noch immer zu den begehrtesten Spezialisten. Auswirkungen auf selbständige IT-Experten sollten im Endeffekt längst nicht so schwerwiegend sein, wie bei den vielen Kleinunternehmern, die der VGSD vertritt. Das hat der VGSD versäumt zu erwähnen.
Wen’s interessiert, hier geht’s zum Artikel: Neuer IT-Freelancer-Index des VGSD zeigt, dass auch IT-Branche erheblich von Corona betroffen ist
Übrigens lohnt es sich auch, dort die Kommentare zu lesen.
Weitere Studien und Untersuchungen (unkommentiert)
Studie: Mittelstand startet mit Digital-Beratung in die Zukunft – In einer Zeit von Ungewissheit schwingt immer die Chance zur Innovation und Verbesserung mit. https://unternehmer.de/studie/257433-studie-digital-beratung
Corona hat Auswirkungen auf selbständige IT-Experten, aber auch auf fast alle Wirtschaftsbereiche. Firmen mussten sich auf die neue Situation einstellen und eine vielleicht zuvor verschlafene Digitalisierung des Arbeitsplatzes schnell aufholen. Hier war und ist die Expertise von IT-Selbständigen gefragt. Vor diesem Hintergrund erstaunt mich Ihre Aussage “Viele der etwa 125.000 selbständigen Informatiker, Softwareentwickler und Systemadministratoren finden momentan kein Projekt.” ein wenig. Viele Projektvermittlungsplattformen wie beispielsweise https://freelancer-jobs.net verzeichneten im Jahr 2021 sogar neue Höchststände, was die Anzahl IT-Projekte für Freelancer anbelangt. Wahrscheinlich ist aber auch, dass während der Pandemie mehr Menschen den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben und das Leben als Freiberufler einem Anstelungsverhältnis vorziehen.
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich bitte zu beachten, dass der Artikel im Juli 2020 geschrieben und veröffentlicht worden war. Damals war die Unsicherheit ziemlich groß. Viele Firmen haben Aufträge zurückgezogen oder gar nicht erst vergeben.
Du hast vollkommen recht. Im Jahr 2021 hat sich die Situation recht schnell wieder stark zum Positiven geändert. Und tatsächlich erscheint die gegenwärtige Lage besser als zuvor. IT-Freelancer dürfen sich auch in Deutschland einer stabilen Auftragslage erfreuen.