Mein Weg zum ISV (Independent Software Vendor) – Teil 2
Unser Mitglied Roland Haibl beschreibt mit dem Erfahrungsbericht “Mein Weg zum ISV (Independent Software Vendor)” seinen Weg zum ISV. Damit will er zeigen, wie es beinahe jedem Entwickler möglich ist, seine selbst entwickelte Software zu verkaufen. Da der Bericht recht lang geraten ist, haben wir uns entschlossen, ihn in zwei Teilen zu veröffentlichen. Hier der zweite und abschließende Teil. Hier stellt Roland Haibl sein Produkt vor und erklärt die wichtigsten Schritte zum ISV.
Der Schritt zum „ISV“
Erst nachdem alle Voraussetzungen geschaffen sind und das Umfeld entsprechend gestaltet ist, kann man den Schritt zum „Independent Software Vendor“ machen.
Ein passender Name für das Produkt ist schnell gefunden.
Schwieriger wird es definitiv im Bereich Vertrieb und Akquise von Neukunden. Als Techniker bin ich hier auf einen Partner angewiesen und kann nur durch meine Präsenz und Vorträge auf Konferenzen die Existenz meiner Software anpreisen.
Wie viele Kunden notwendig sind, um die Rentabilität der Software zu gewährleisten, ist eine reine Rechenaufgabe. – Ausgaben, Einnahmen, Aufwand, Fremdleistungen, Infrastruktur, …
Aus technischer Sicht ist für mich aber eines ganz wichtig:
Die Software muss permanent weiterentwickelt und somit am Leben gehalten werden. Es macht keinen Sinn, ein Produkt zu entwickeln, um es dann dem schleichenden Tod auszusetzen.
Ein kleines Fazit
Ja, als Freiberufler kann man neue Software entwickeln und auf den Markt bringen!
Ohne einen vertrauenswürdigen Partner ist es aber definitiv sehr schwer und, gerade im Großrechner-Bereich, vielleicht sogar unmöglich.
Um permanent handlungsfähig zu sein, benötigt man ein entsprechendes Umfeld. So ist z.B. für eine qualitativ hochwertige Arbeit die technische Infrastruktur maßgeblich.
Gegebenenfalls muss man sich diese auch selbst aufbauen, was mit einem hohen Aufwand verbunden sein kann. Die rechtlichen und vertraglichen Aspekte darf man auf keinen Fall vernachlässigen und das Marketing spielt eine wichtige Rolle.
Das Spektrum an Tätigkeiten und Aufgaben, welche zu bewältigen sind, ist also extrem breit. – Aber ist es nicht genau das, was uns selbständige IT Fachkräfte zu Unternehmern macht?
Das Produkt
Bisher habe ich kein Wort über die entwickelte Software selbst verloren. Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine kurze, sicherlich nicht vollständige, Übersicht über das Produkt und dessen Funktionen geben.
Automation Support Suite (ASS)
Die Automation Support Suite ist eine ISPF Applikation, welche den Automations-Administrator im z/OS Umfeld bei seiner täglichen Arbeit unterstützt.
Sie besteht aus folgenden Komponenten:
Security Agent
Mit Hilfe des Security Agent können zentral alle sicherheitsrelevanten Definitionen abgelegt werden. Die Komplexität wird dabei wesentlich entschärft und die Anforderungen an den NetView z/OS und SA z/OS Skill des Administrators reduziert.
Die Definitionen beinhalten die NetView Operatoren und deren Profile, die Operator Gruppen, die Kommandos und Funktionen als auch den Zugriff auf Ressourcen.
Die zueinander gehörenden Teile können auf einfache Weise mittels Selektions-Menüs ausgewählt werden. Dabei werden alle technischen Aspekte überprüft und Fehler ausgeschlossen.
Die auf diese Weise definierten Daten können dann in das Format, welches von NetView z/OS und dem Security Produkt benötigt wird, gebracht werden und mit Hilfe des Data Distribution Agent im produktiven Umfeld verteilt und aktiviert werden.
Es besteht auch die Möglichkeit, Daten aus anderen Quellen zu importieren oder für andere Prozesse zu exportieren.
Viele der Funktionen können auch über Batch-Jobs angestoßen und somit in Workflows integriert werden.
Data Distribution Agent
Der Data Distribution Agent übernimmt die Aufgaben der Datenverteilung.
In einem komplexen Automationsumfeld können die unterschiedlichen Daten nicht getrennt betrachtet werden. Die Programme und Scripts müssen beispielsweise zu den breit gestreuten Konfigurationsdaten passen und viele andere Komponenten müssen aufeinander abgestimmt sein.
Aus diesem Grund werden die zueinander gehörenden Teile in sogenannten Paketen verwaltet. Diese Pakete können, nachdem sie einmal definiert sind, immer wieder neu zusammengestellt werden. Dabei besteht auch die Möglichkeit, verschiedene Versionen eines Paketes zu verwalten.
Die eigentliche Datenverteilung erfolgt dann, indem man sich ein Paket und davon die gewünschte Version aussucht und dieses an ein oder mehrere Zielsysteme verteilt.
Bei der Datenverteilung werden nicht nur die Daten mit der gewünschten Übertragungsmethode verteilt, sondern auch umfangreiche Aktionen zur Aktivierung der neuen Daten auf den Zielsystemen ausgeführt.
Jegliche Aktionen werden protokolliert, sodass man auch für eventuelle Überprüfungen gewappnet ist.
Development Helper Agent
Im Development Helper Agent können auf einfache und intuitive Art REXX Prozeduren für unterschiedliche Umgebungen erstellt und modifiziert werden.
Durch die Wiederverwendung bereits etablierter und gut getesteter Code-Sequenzen wird der Aufwand drastisch reduziert, die strukturierte Programmierung gefördert und die Produktivität massiv gesteigert.
Es können beliebig viele Umgebungen gestaltet werden, wobei sowohl der IBM REXX Compiler, als auch ein integrierter REXX Composer genutzt werden kann.
Weitere Funktionen
Zusätzliche, in einem Automationsumfeld sehr spezifische Funktionen, ermöglichen Aktionen, welche ohne eine dafür gestaltete Benutzeroberfläche nur mit großem Aufwand zu bewerkstelligen wären. Eine nähere Beschreibung würde hier aber den Rahmen sprengen.
Flyer
Der Produkt-Flyer kann von der Website der Empalis Consulting GmbH herunter geladen werden:
https://www.empalis.de/themen-produkte/system-automation/automation-support-suite
Die nächsten Schritte
Die Weiterentwicklung des Produktes ergibt sich von selbst. Durch die Nutzung der Komponenten entstehen neue Ideen und Bedürfnisse.
Äußere Einflüsse generieren weitere Anforderungen. So müssen neue Vorgaben von BaFin, EZB, Audits, etc. in den Security Agent integriert werden, Zentralisierung und Fusionen stellen neue Herausforderungen für den Data Distribution Agent dar und der Mangel an Fachkräften verlangt weitere Vereinfachung der Entwicklungsumgebung, welche durch den Development Helper Agent repräsentiert wird.
Die größte Herausforderung sehe ich im Bereich der Gewinnung zusätzlicher Kunden, also des Marketing. Selbst das beste Produkt verkauft sich nicht, ohne dass es entsprechend vermarktet wird.
Glücklicherweise habe ich hierfür mit der Empalis Consulting GmbH einen zuverlässigen Partner gefunden.
Meine Aufgabe bei der Kundengewinnung sehe ich vor allem darin, das Produkt in den fachlichen Gremien, wie Konferenzen und Blogs zu vertreten und zu präsentieren. Auf diese Weise kann ich dazu beitragen, das Produkt und die Vorzüge durch dessen Einsatz bekannt zu machen.
Selbstverständlich freue ich mich über jegliche Kommentare und Anregungen zu diesem Artikel!
Roland Haibl
Den ersten Teil des Erfahrungsberichtes findest du hier: https://www.dbits.it/mein-weg-zum-isv-independent-software-vendor-teil-1/
Roland Haibl
Seit 2020 Redakteur im DBITS e.V.
Roland Haibl war acht Jahre als Systemprogrammierer bei einem Schweizer Versicherungsunternehmen tätig. Hierbei entwickelte sich ein Fokus auf die Steuerung und Überwachung der Komponenten im Großrechnerumfeld. Im Jahr 1996 wechselte er in die Softwareentwicklung bei IBM Research und Development GmbH in Böblingen und trug bis 2009 maßgeblich zur Entwicklung des Produktes System Automation for z/OS bei. Nach einem kurzen Ausflug in die Welt der Internet Service Provider, wo er als Projektleiter tätig war und sich für Breitbandanbindungen in ländlichen Gebieten engagierte, machte er sich im Jahre 2010 selbständig.
Seither ist er als freiberuflicher IT Consultant im Bereich der Systemautomation tätig.
Er tritt als Sprecher auf vielen nationalen und internationalen Konferenzen und fachlichen Veranstaltungen auf und ist aktiv an den GSE Tagungen in Deutschland engagiert.
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