DBITS-Marktbeobachtung September 2020
DBITS-Mitglieder-Befragung
Wir hatten im August eine verbandsinterne Umfrage durchgeführt. Damit wollten wir ermitteln, welche Themen unsere Mitglieder am dringendsten bearbeitet sehen möchten. Zusammen mit der DBITS-Marktbeobachtung September 2020 erhalten wir einen wichtigen Indikator dafür, wohin der Verband sich entwickeln bzw. wohin seine vordringlichsten Aktionen zielen sollte(n).
Die DBITS-Mitgliederbefragung förderte klar zutage, dass das Thema Scheinselbständigkeit den meisten Mitgliedern unter den Nägeln brennt. Die Unsicherheit ist groß. Leider betrifft dies auch unsere Auftraggeber. Sie Scheuen sich, Aufträge an IT-Freelancer zu vergeben. Zur Auswertung der internen DBITS-Umfrage geht es hier:
URL: https://www.dbits.it/wohin-entwickelt-sich-der-dbits-e-v/
Unsichere Rechtslage für IT-Selbständige muss beseitigt werden
Daher wird es Zeit, dieses Thema wieder richtig in den Vordergrund zu rücken. Denn momentan scheinen sich mehr Unternehmen mit selbständigen IT-Profis verstärken zu wollen. Nun, da es offensichtlich geworden ist, wie groß der Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung hierzulande ist, steigt die Nachfrage nach entsprechenden Experten.
Wäre da nicht die Verunsicherung durch die unklare Rechtslage, könnten wir von einem allmählichen Aufschwung für Selbständige im IT-Bereich ausgehen. Denn die Krise hat deutlich gemacht, in wie vielen Bereichen so schnell wie möglich nachgebessert werden muss. Aber auch wie unkompliziert man mit IT-Freelancern remote zusammenarbeiten kann.
Der Branchenverband Bitcom hat kürzlich die Ergebnisse eines Rechtsgutachtens bekanntgegeben. Der Heidelberger Jura-Professor Dr. Stoffels kommt darin zu einem eindeutigen Ergebnis: IT-Freelancer sind als Selbständige zu betrachten. Daher fordert er von der Politik entsprechende Anpassungen.
URL: https://www.dbits.it/rechtsgutachten-bestaetigt-it-freelancer-sind-selbstaendig/
Marktstudie: „Zwischenbilanz Projektmarkt 2020“
Selbständige im IT-Sektor haben sich mit einer verschlechterten Marktlage zu beschäftigen. Einige Firmen haben ihre Projekte eingefroren oder ganz gestoppt. Das erhöht den Anteil der IT-Selbständigen, die momentan kein Projekt haben von 6,5% im Vorjahr auf fast 24%.
Die Stundensätze scheinen stabil zu bleiben. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich eine unter Umständen abschwächende Nachfrage dazu auswirken wird. Momentan sind mehr Vorstellungsgespräche beziehungsweise Interviews notwendig, um an eine Projektstelle zu kommen.
Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es langsam wieder aufwärts geht. In der Befragung erwarten viele eine deutliche Verschlechterung der Projektauslastung, etwa 34%. Etwa 36% gehen von einer unveränderten Lage aus. Im letzten Jahr (2019) lagen die optimistischen Erwartungen noch bei insgesamt 85,6%. Im Sommer des Jahres 2020 glauben es nur noch 46% an eine gleichbleibenden oder steigende Auslastung.
URL: https://www.freiberufler-blog.de/marktstudie-zwischenbilanz-projektmarkt-2020/
Überbrückungshilfe wird verlängert, ausgeweitet und vereinfacht
Das Finanzministerium hat verkündet, dass die Überbrückungshilfe auch noch für September bis Dezember 2020 gilt. Auch die Zugangsbedingungen wurden vereinfacht. Das ist eine gute Nachricht für alle, bei denen die Zeit ohne Projekt nun schon lange andauert.
Wer genauere Informationen braucht, kann sie gerne hier nachlesen:
URL: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Schlaglichter/Konjunkturpaket/2020-07-08-ueberbrueckungshilfe.html
URL: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Pressemitteilungen/Finanzpolitik/2020/09/2020-09-18-PM-Corona-Ueberbrueckungshilfe-verlaengert.html
In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen weiteren Artikel hinweisen. Der Bundesverband Selbständige Wissensarbeit (ADESW) hat die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die er in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (IMI – Institut für Management und Innovation) durchgeführt hat.
Aus den Antworten von 1464 IT-Freelancern geht hervor, dass sich viele Selbständige sehr gut auf die Krise vorbereitet hatten. Immerhin 56% der Befragten meldeten keinen Bedarf an Überbrückungshilfe an. Das könnte sich inzwischen geändert haben. Denn bisher musste kaum ein IT-Selbständiger eine solch lange Durststrecke überbrücken.
Firmen- und Privatinsolvenzen
Worin bestehen Gemeinsamkeiten bzw. Zusammenhänge zwischen Privat- und Firmeninsolvenzen? Ich denke, diese Betrachtungsweise ist wichtig; auch für unsere DBITS-Marktbeobachtung September 2020. Denn es könnte Auswirkungen auf den Projektmarkt haben.
Momentan unterstützt der Staat viele Unternehmen, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben und so wenig Firmen wie möglich in eine Insolvenz gehen müssen. Doch das kann kein Staat auf lange Frist durchhalten. Daher werden einige Folgen der Coronakrise erst im nächsten Jahr zu Buche schlagen.
Viele Privatinsolvenzen bedeuten eine Verringerung der allgemeinen Kaufkraft. Das betrifft letztlich kleine und große Unternehmen gleichermaßen. Wie groß die Auswirkungen sein werden, bleibt abzuwarten. Doch eines scheint klar: Es wird Firmenpleiten und Entlassungen geben. Daraus folgen wiederum Privatinsolvenzen. Es kann bis Ende nächsten Jahres dauern, bis die Situation sich wieder beruhigen wird.
Die Wirtschaftswoche hat einen diesbezüglichen Artikel veröffentlicht, den ihr hier nachlesen könnt:
https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/coronakrise-erst-kommen-die-firmenpleiten-dann-die-verbraucherinsolvenzen/26207890.html
Erwerbstätigkeit steigt langsam – gilt das auch für Selbständige in der IT-Branche?
Ganz langsam scheint der Markt sich zu erholen. Zumindest legen das die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nahe. Die Zahlen gelten jedoch, wie üblich, für Angestellte. Für Soloselbständige kenne ich keine solchen Zahlen. Ich denke, solche Informationen gehören in die DBITS-Marktbeobachtung September 2020.
Dabei wäre es hochinteressant, zu erfahren, wie sich der Markt für IT-Selbständige tatsächlich entwickelt. Bislang gibt es dafür meist Umfragen unter den Betroffenen. Ob die Teilnehmenden eine repräsentative Menge darstellen, kann ich nur schwer beantworten.
Es gilt hier also, Wege zu finden, wie auch für Selbständige im IT-Bereich verlässliche Zahlen ermittelt werden könnten. Es wäre wichtig, zu wissen, ob die Unternehmen wieder mehr IT-Freelancer beauftragen. Damit wäre es leichter, den eigenen Stundensatz zu kalkulieren.
URL: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/09/PD20_334_132.html
Der VGSD erstellt dazu einen eigenen Index. Doch da ich weiß, wie trügerisch Statistiken sein können, will ich die Statistik nicht interpretieren. Mir fehlen dort z.B. Hinweise darauf, wie Bemerkungen wie „Die Zahl der Bewerbungen auf ein Projekt ist extrem hoch“ verifiziert werden können.
Eventuell wäre es hilfreich, konkret bei Projektvermittlern nachzufragen. Dadurch sollte es möglich sein, zumindest Rückschlüsse auf das tatsächliche Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu ziehen. Ich will damit nicht sagen, dass die Bemerkung im VGSD-Artikel falsch ist. Im Gegenteil, ich kann mir das gut vorstellen. Denn der Markt hat sich noch lange nicht erholt.
Wen’s interessiert, hier geht’s zum Artikel: https://www.vgsd.de/neuer-it-freelancer-index-des-vgsd-zeigt-dass-auch-it-branche-erheblich-von-corona-betroffen-ist/
Ranking in der Lünendonk-Liste 2020
Lünendonk hat bereits Ende Juli 2020 sein jährliches Ranking der führenden Anbieter für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland veröffentlicht. Ich halte diese Aufstellung wichtig für Selbständige im IT-Bereich. Die umsatzstärksten Recruiting-Unternehmen sind logischerweise diejenigen, welche am häufigsten mit der Besetzung offener Projektstellen für IT-Freelancer beauftragt werden.
Die Hays AG ist dabei, wie schon in den vergangenen Jahren, mit Abstand als erste gelistet. Danach folgen GULP, SThree, Allgeier, Etengo und SOLCOM in dieser Reihenfolge. Alle erreichen einen jährlichen Umsatz von über 100 Millionen Euro.
Die Übersicht kann sich jeder von dieser Seite herunterladen: https://www.luenendonk.de/produkte/listen/luenendonk-liste-2020-fuehrende-anbieter-fuer-rekrutierung-vermittlung-und-steuerung-von-it-freelancern-in-deutschland/
Fazit der DBITS-Marktbeobachtung September 2020
Die Coronakrise dauert an. Die Wirtschaft leidet weiter darunter, und dadurch auch wir Selbständigen in der IT. Immerhin bedeutet die Erweiterung der Überbrückungshilfen auch für jene kleinen IT-(Solo)-Unternehmen eine Chance zu überleben, deren Krisenvorsorge durch die lange andauernden Maßnahmen aufgebraucht ist. Wir können derzeit nur auf eine baldige Rücknahme der Maßnahmen hoffen.
Denn auch wenn sich die Infektionszahlen momentan erhöhen, scheinen doch weniger Menschen wirklich zu erkranken. Ebenso hat sich die Sterberate verringert. Weiterhin haben sich die Behandlungsmethoden verbessert und die notwendigen Kapazitäten erhöht. Die Frage ist, ob die Regierung den Mut hat, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen.
Ich kann hoffentlich in der Marktbetrachtung vom Oktober 2020 berichten, dass die Maßnahmen weiter gelockert wurden. Aber natürlich auch, dass die Wirtschaft sich weiterhin gut erholt und wieder mehr Projekte verfügbar sind.
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