Wohin entwickelt sich der DBITS e.V.?
Wir haben die Weichen gestellt. Ein Verband, der als Verein organisiert ist, sollte sich an den Interessen und wichtigen Anliegen seiner Mitglieder orientieren. Für den Deutschen Bundesverband Informationstechnologie für Selbständige e.V., kurz DBITS, war es daher an der Zeit, seine Mitglieder zu befragen. Wir wollten erfahren, welche Interessen sie vertreten wissen wollen und wo sonst „der Schuh drückt“. Kurz, wir wollten die Frage beantworten können: Wohin entwickelt sich der DBITS e.V.?
Die Umsetzung der Anforderungen erfordert Mitglieder, die ihre Zeit dafür einsetzen, im Sinne des Verbands etwas zu tun. Ein Verband oder auch Verein ist kein Etwas, das von selbst funktioniert. Wir haben keine fest angestellten Profis, die für uns die Verbandsarbeit erledigen. Ich schicke diese Bemerkung deshalb voraus, weil manch ein Befragter deutlich gemacht hat, dass „der Verband“ etwas tun sollte.
Mit diesem Artikel möchte ich die wichtigsten Ergebnisse unserer Befragung vom Sommer 2020 präsentieren. Dabei zählen vor allem die Anforderungen, welche für einen breiten Kreis von Selbständigen im IT-Bereich wichtig sind. Wir werden aus diesen Ergebnissen geeignete Maßnahmen ableiten. Unsere Befragung hat gezeigt, wie nötig eine Interessenvertretung speziell für IT-Freelancer ist.
Politische Vertretung der Interessen der Selbständigen im IT-Bereich
Der wichtigste Punkt für unsere Mitglieder ist ganz klar die politische Vertretung der Interessen der IT-Freelancer. Der DBITS ist der einzige Verband in Deutschland, der sich auf die Vertretung der spezifischen Interessen der selbständigen IT-Experten spezialisiert hat. Dazu kommt, dass sowohl die Mitglieder als auch der Vorstand als selbständige IT-Experten die Problemstellungen für IT-Freelancer aus eigener Erfahrung kennen. Sie wissen, worauf es den Selbständigen in der IT ankommt.
Den Mitgliedern des Verbands ist es ein starkes Anliegen, dass wir als relativ kleine, aber dennoch enorm wichtige Gruppe unter den Selbständigen unseren Standpunkt ins öffentliche Licht rücken. Den allermeisten DBITS-Mitgliedern ist es wichtig, die politische Vertretung der IT-Selbständigen auf den Punkt zu bringen. Die Standpunkte von uns Selbständigen im IT-Bereich dürfen keinesfalls durch eine generelle Sicht auf Selbständigkeit verwässert werden.
Den meisten Mitgliedern geht es dabei hauptsächlich darum, ihre Arbeit als IT-Experten von Politik und Gesellschaft gewürdigt zu wissen und durch so wenig bürokratische Hürden wie möglich behindert zu sehen. Als größte Hürde sehen die IT-Profis die sogenannte Scheinselbständigkeit. Das ist eine Konstruktion, deren Auswirkungen weder Politik noch Gesellschaft richtig begriffen haben. Was die Technologie und Wissensarbeit betrifft, ist das ein fataler Hemmschuh.
Scheinselbständigkeit für Wissensarbeiter abschaffen
Die Auffassung des Arbeitsmarktes entspricht in weiten Teilen noch der Betrachtungsweise, die sich vor zweihundert Jahren entwickelt hat. Doch die heutigen Anforderungen unterscheiden sich davon erheblich. Es geht um weit mehr, als um soziale Gerechtigkeit. Es geht um kreative Arbeitsmodelle, welche die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft gewährleisten kann. Die Diskriminierung durch Scheinselbständigkeit führt zu Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte.
Die Sozialversicherungen, die vor 150 Jahren konzipiert und seitdem nur leicht neuen Gegebenheiten angepasst wurden, scheinen heute überholungsbedürftig. Allerdings trauen sich die verantwortlichen Politiker nicht recht an das Thema heran. Zu viele Interessengruppen wollen ihren Status und womöglich Privilegien behalten.
Vor allem die Rentenversicherung scheint ein großes Interesse an den hohen Beiträgen der selbständigen Wissensarbeiter zu haben. Zudem hat der Staat ihr die Möglichkeit eröffnet, über die Clearingstelle selbst zu beurteilen, wen sie für scheinselbständig hält. Die Ideen, wie und warum sie einen IT-Selbständigen zur Rentenkasse bitten könnten, scheinen dort schier grenzenlos zu sein. Dieses Vorgehen belastet zusätzlich die Justiz sehr stark. Außerdem entstehen Kosten, die bei klarer Rechtslage für fast alle Seiten vermeidbar wären.
Über 90 Prozent unserer Mitglieder sprechen sich dafür aus, uns selbständigen IT-Experten einen Status zu ermöglichen, der uns vor Scheinselbständigkeit schützt. Als Verband sehen wir es daher als Auftrag, diese Anforderung in Politik und Gesellschaft zu vertreten.
Einige Seiten unseres Webauftritts halten bereits wichtige Informationen zum Thema bereit. Wir bleiben am Ball und berichten über alle neuen Entwicklungen, Aktionen und Initiativen zu diesem Thema. Außerdem arbeiten wir daran, hierzu einen Arbeitskreis oder ein Forum aufzubauen.
Sich auf viele mögliche Weisen vernetzen
Das Thema Vernetzung kann nicht einfach homogen dargestellt werden. Dabei geht es um mehrere Themen, die ich hier kurz ansprechen und einordnen will. Neben dem Aufbau einer politischen Interessenvertretung, die als Netzwerk verstanden werden muss, geht es auch um die gegenseitige Hilfe bei Problemen im Alltag eines Selbständigen.
Daher werde ich kurz auflisten, in welchen Bereichen unsere Mitglieder ein Netzwerk aufgebaut wissen wollen.
- Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und Interessengruppen, um unser politisches Gewicht gegen Scheinselbständigkeit und für weniger Bürokratie zu verstärken.
- Kooperation und Vernetzung mit Projektanbietern (Direktkunden Systemhäuser, Personalvermittler etc.), um möglichst transparente Bedingungen zu erlangen.
- Vernetzung untereinander, um Wissen auszutauschen. Beispiel Vertragsverhandlungen sowie Aushandlung von Stundensätzen.
- Partnerschaft mit Experten, Bildungsträgern und Hochschulen, um Weiterbildungsmöglichkeiten aufzubauen.
- Kooperation mit Menschen, die sich auf den Gebieten Recht, Steuer oder Versicherung auskennen.
- Das Thema Vernetzung, um die eigenen Softskills zu verbessern, ist zwar angesprochen worden, nimmt jedoch aufgrund der meist langjährigen Erfahrung unserer Mitglieder eine eher untergeordnete Rolle ein. Ich halte das Thema trotzdem für wichtig und habe es deshalb hier aufgenommen.
Interne Themen
Bei den weiteren Fragen ging es um interne Themen. Die Auswertung dazu findet sich in der internen Analyse, die nur den DBITS-Mitgliedern im Intranet des Verbands zugänglich gemacht wird.
Wie zu Anfang schon erwähnt, lebt ein Verband von der Bereitschaft seiner Mitglieder, an den Themen des Verbands mitzuwirken. Dazu haben unsere Mitglieder in den Kommentaren zu den Fragen eine Menge Ideen eingebracht. Wir werden gemeinsam an diesen Themen arbeiten und sie vorantreiben.
Um die verbandsinterne Kommunikation zu verbessern, haben wir ein Videokonferenztool im Intranet freigeschaltet. Unsere Mitglieder halten das für einen wichtigen und richtigen Schritt in die Zukunft. Die Coronakrise hat gezeigt, wie einfach die Kommunikation über entsprechende Tools vonstattengehen kann.
Damit werden wir im Verband allem Vernetzungsanforderungen bestens gerecht. Mit unserem Videokonferenztool ist interne und externe Kommunikation möglich.
Wohin entwickelt sich der DBITS e.V.?
Diese Umfrage im Sommer 2020 war ein wichtiger Schritt, um zu bestimmen, an welchen Themen der DBITS zukünftig verstärkt arbeiten wird. Diese Aktion hat uns bestätigt, wie wichtig dieser Verband ist, speziell für alle selbständigen Wissensarbeiter im IT-Bereich. Mit dieser Bestärkung gehen wir daran, gemeinsam diese Ziele voranzutreiben und zu verwirklichen.
Wer unsere Arbeit unterstützen oder auch nur von unserer Verbandsarbeit profitieren möchte, darf gerne unserem Verband beitreten. Wir heißen jede(n) willkommen, der oder dem die Interessen oder Themen wichtig sind, die wir vertreten und voranbringen wollen. Jeder Beitrag ist wichtig und wird von uns gewürdigt. Die Frage “Wohin entwickelt sich der DBITS e.V.?” können nur seine Mitglieder beantworten. Und nur wer mitmacht, kann diese Entwicklung seinen Interessen gemäß mitgestalten.
Gerade in Zeiten, wo die Rechtsunsicherheit wegen der sogenannten Scheinselbständigkeit verhindert, dass Projektstellen mit IT-Freelancern besetzt werden, ist es wichtig, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass diese Rechtsunsicherheit beseitigt wird.
Selbständige haben sich in den meisten Fällen bewusst selbständig gemacht, um weitestgehend selbstbestimmt leben zu können. Keiner dieser Menschen hat sich nur zum Schein selbständig gemacht. Scheinselbständigkeit ist daher ein diskriminierender Begriff. Auch jemand nachträglich zu kriminalisieren ist einer demokratischen Gesellschaft nicht würdig.
Aber natürlich wollen wir auch wissen, was die selbständigen IT-Experten im deutschen Projektmarkt alles bewegt. Daher bereiten wir eine Befragung vor, an der alle Selbständigen im IT-Bereich teilnehmen können. Ich werde den Aufruf dazu hier veröffentlichen, sobald die Umfrage eingerichtet ist.
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