Altersvorsorge für Selbstständige – Risikomanagement2
Einleitung
Altersvorsorge für Selbstständige aus dem Blickwinkel Risikomanagement. Der Fokus des 3. Teils dieser Reihe soll auf das Thema “persönliche Handlungsfähigkeit” gelegt werden.
Im Laufe unseres Lebens streben wir nach persönlicher Freiheit und Autonomie, aber mit dem Alter können sich die Dinge ändern. Eine der wesentlichen Sorgen, die viele im Alter beschäftigt, betrifft die Einschränkung der persönlichen Handlungsfähigkeit, insbesondere in finanzieller Hinsicht, sowie die Möglichkeit einer Fremdverwaltung.
Andererseits zeigen zahlreiche – leider erfolgreiche – Beispiele von Betrugsversuchen (Enkeltricks, Romance-Scamming), dass es durchaus möglich ist, größere Summen herzugeben, als die eigene Altersvorsorge-Planung eigentlich zulässt.
Risiken
Einschränkung der persönlichen Handlungsfähigkeit
Eintrittswahrscheinlichkeit | Mit zunehmendem Alter steigt die Eintrittswahrscheinlichkeit für die Einschränkung der persönlichen Handlungsfähigkeit, sei dies aufgrund geistiger Fähigkeiten oder aufgrund technologischer Weiterentwicklungen, die nicht mehr nachvollzogen werden können. |
Schadenshöhe | Je komplexer und schwankungsanfälliger die Gestaltung der eigenen Altersvorsorge ist, desto eher kann dies dazu führen, dass diese auf Basis gesetzlicher Regelungen umgestaltet werden muss. |
Wenn wir nur 2-3 Generationen zurückblicken stellen wir fest, dass es für die damaligen Rentner unvorstellbar war, an einem Automaten Geld zu beziehen. Oder etwa eine Überweisung zu veranlassen, geschweige denn mit dem Vorzeigen von bunt bedrucktem Plastik eine Zahlung auszulösen.
Dies kann dazu führen, dass andere Personen, wie Angehörige oder rechtliche Vertreter (insbesondere, wenn keine Vorsorgemaßnahmen getroffen wurden), finanzielle Entscheidungen für einen treffen müssen.
Gesetzliche Vertreter sind zwar angehalten, finanzielle Angelegenheiten im Sinne des Betreuten zu verwalten, aber auch in dessen Wohle. So dürfen sie beispielsweise nur mündelsichere Anlagen tätigen und sind angewiesen, Werte ggf. durch kostenpflichtige Gutachten erstellen zu lassen.
Angehörige unterliegen diesen Regelungen nicht und können sich enger an formulierten (oder vermeintlichen) Wünschen des Betreuten orientieren. Dies ist aber ggf. nicht immer zu dessen Wohle.
Opfer von Enkel-Betrug oder Romance-Scamming
Eintrittswahrscheinlichkeit | Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist stark von der Persönlichkeit sowie dem sozialen Umfeld abhängig, das ggf. auf die Gefahr hinweisen kann. |
Schadenshöhe | Hier sind 5-6-stellige Summen durchaus nicht unüblich. Eine Straf-Verfolgung scheitert oft an der aktiven Teilnahme und Zustimmung aber auch an der Scham und am Aufklärungswillen des Opfers. |
Sicherlich spielen soziale Vernachlässigung, Schmeichelei durch Anerkennung oder ein falsches Maß an Selbstbewusstsein eine erhebliche Rolle beim Erfolg solcher Betrugsversuche. So offensichtlich betrügerisch sich die Ereignisse im Rückblick darstellen, so gutgläubig und auch blind waren die Opfer, meist aufgrund der psychologischen Überlegenheit der Täter.
Risikomanagement
Money kills it all
Wer es schon länger gewohnt ist seine Vermögensverwaltung durch Dritte durchführen zu lassen, dürfte notwendige Regelungen und Willenserklärungen auch für den Fall der Handlungsunfähigkeit getroffen haben.
Wer so vermögend ist, dass er auch Betrüger ggf. mehrfach bedienen kann, ohne erhebliche Auswirkungen zu spüren, lebt sicherlich auf der Sonnenseite des Lebens. Möglicherweise werden in den Betrügern Schmarotzer gefunden, die sich zumindest um ihre Melk-Kuh kümmern.
… mir doch egal
Es sagt sich zwar leicht: „Wenn ich nichts mehr mitbekomme, ist mir alles egal“. Aber der Wechsel von geistig „klar“ nach „trüb“ ist oft nicht abrupt und einmalig. Es geschieht meist schwankend und wird oft mit Ängsten und Selbstzweifel begleitet.
Für alle anderen…
gibt es ein paar Maßnahmen, welche die Auswirkungen zumindest abmildern können.
Verlässliches soziales Umfeld | Ein verlässliches soziales Umfeld (z.B. Familie) kann sowohl im Falle eines Betrugsversuches, als auch bei Handlungseinschränkungen unterstützend helfen oder aufmerksam warnen oder vorbeugen. Wer im Alter vollständig alleine sein wird, sollte hier frühzeitig Regelungen und Willensäußerungen festhalten. |
Geregelte finanzielle Situation | Leider zeigt die Realität, dass geistige und körperliche Fitness nicht jedem bis zum Lebensende vergönnt sind. Je einfacher, geregelter und selbstlaufender die Altersvorsorge aufgestellt ist, desto sicherer ist der Kapitalerhalt und der Zahlungslauf. Wer mit 90 noch monatlich aktiv ETF-Anteile verkaufen muss ist möglicherweise irgendwann technologisch überfordert oder gesundheitlich soweit eingeschränkt, dass der regelmäßige Verkauf nicht mehr durchgeführt werden kann. Dagegen ist die Auszahlung einer Rentenzahlung auch dann gewährleistet, wenn man z.B. pflegebedürftig und handlungsunfähig ist. Muss ein gesetzlicher Betreuer bestellt werden kann man davon ausgehen, dass diese mit Rentenauszahlungen, einfachen Auszahlplänen und Mieteinnahmen ausreichend Erfahrung haben, den Wert des exklusiven Weinkellers aber möglicherweise völlig falsch einschätzen und unwissentlich Kapital vernichten. Wer seine Altersvorsorge so aufbaut, dass er nicht einfach über größere Summen verfügen kann ist hier weniger anfällig für Betrugsversuche. Schon öfters waren es aufmerksame Bankangestellte (und zukünftig wohl AI), die Unregelmäßigkeiten festgestellt und diesen nachgegangen sind. |
Achtsamkeit und gesundes Maß von Selbstbewusstsein und Außenwirkung | Menschen im Rentenalter haben oft ein gutes Verhältnis zu ihrer Persönlichkeit und ein klares Verständnis über ihre Außenwirkung. Sicherlich ist nichts unmöglich und auch das graue Entlein kann im wohlverdienten Altersruhestand seinen Schwan finden und ganz bestimmt ist nicht jede Romanze auch bei größerem Altersunterschied ein Betrugsversuch, aber die Chance, dass es doch so sein könnte, steigt gerade dann, wenn sich alles „zu perfekt“ anfühlt aber noch nicht einmal ein realer Kontakt stattfand. Wer sich eingesteht, dass er möglicherweise Opfer eines Betrugsversuches werden könnte, hat schon eine wesentliche Vorbereitung getroffen, indem er Sachverhalte kritisch hinterfragt. |
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!