DBITS-Marktbeobachtung Oktober 2020
Die Krise bedingt durch den Sars-COV-2-Virus verschärft sich wieder. Die Welle an Neuinfektionen wächst zu einem riesigen Berg an. Auch in Deutschland steigen die Zahlen wieder. Der negative Einfluss auf Wirtschaft und Projektmarkt ist daher leicht vorauszusagen. Doch weil dies relativ aktuelle Entwicklungen sind, konnte ich davon kaum etwas in unsere DBITS-Marktbeobachtung Oktober 2020 einfließen lassen.
Die Maßnahmen der Regierung verunsichern leider weite Teile der Bevölkerung und überdies uns IT-Freelancer. Beispielsweise mussten wir vom DBITS den Präsenzteil unserer diesjährigen Mitgliederversammlung absagen. Einige geplanten Teilnahmen wurden wegen des Beherbergungsverbots abgesagt. Hinzu kam die Einstufung von Kassel als Risikogebiet.
Die Einschätzungen zur wirtschaftlichen Erholung sind wieder verhaltener als noch vor einem Monat. Hier die Stimmen, die wir unsere DBITS-Marktbeobachtung Oktober 2020 ausgewählt haben.
DBITS-Marktbeobachtung Oktober 2020: Projektmarkt
Projektwerk hat die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die sie selbst durchgeführt haben: “Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihr Projektgeschäft ausgewirkt?”. Inzwischen haben wohl die meisten Einbußen aufgrund der Regierungsmaßnahmen hinnehmen müssen.
Ein wenig bin ich erschrocken über die Angabe von 41% der Befragten, dass sich das Verhältnis zu ihren Auftraggebern verschlechtert hat. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, was die Hintergründe dieser Aussage sind. Weiterhin fände ich es interessant, zu erfahren, was genau als Verschlechterung empfunden wird.
Inzwischen zeigt sich klar, dass die Maßnahmen zu Problemen bei der Projektakquise führen. Zu viele Projekte wurden abgebrochen oder auf unbestimmte Zeit in eine Pause geschickt. Unbeschadet dessen blieben die Stundensätze bei immerhin fast 60% der Befragten unangetastet.
Die gesammelten Umfrageergebnisse kannst du hier lesen: Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihr Projektgeschäft ausgewirkt?
Wo wir gerade bei Umfragen sind. Die SOLCOM hat eine Umfrage gestartet: „Freiberufler und Kredite – Finanzen in Zeiten von Corona“. Die Krise dauert nun schon sehr lange an. Das führt bei denjenigen, deren Projekt gestoppt oder verschoben wurde, inzwischen zu ernsthaften Problemen. Die Reserven sind langsam aufgebraucht.
Wer selbständig bleiben will, denkt verstärkt darüber nach, wie er sein Leben finanzieren kann. Doch die Unsicherheit kann auch über Kredite vertrieben werden. Dennoch mag sich manch einer überlegen, ob für ihn oder sie ein Kredit eine vernünftige Alternative darstellen könnte.
Die Umfrage spricht allerdings Personen an, die bereits einen Kredit aufgenommen haben oder darüber verhandeln. Wer teilnehmen will, klickt hier: Umfrage: „Freiberufler und Kredite – Finanzen in Zeiten von Corona“
Indikatoren
Wenn bei den Projektvermittlern der Umsatz zurückgeht, bedeutet das in der Regel auch weniger Umsatz für IT-Freelancer. Bereits in der DBITS-Marktbeobachtung September 2020 haben wir von der Lünendonk-Studie berichtet. Die Computerwoche nimmt diese Studie zum Anlass, über die Auswirkungen der Coronakrise berichten. Dabei blicken sie dort auch ein wenig in die Zukunft und konstatieren, dass der Fachkräftemangel zurückkommen wird.
Aus meiner Sicht könnte es dabei auch zu einem Preiskampf kommen. Denn viele selbständige IT-Experten blicken auf eine längere Durststrecke zurück. Sie brauchen dringend einen Projektvertrag, um selbständig bleiben zu können. Außerdem sollten wir aufmerksam beobachten, wie große Beratungshäuser IT-Fachkräfte aus Niedriglohnländern einsetzen. Bei großen internationalen Unternehmen sind bereits heute viele Fachkräfte beispielsweise aus Indien im Einsatz.
Hier geht’s zum Artikel: IT-Personalvermittler – Umsatzrückgang mit Aussicht auf mehr
Laut dem IT-Freelancer-Index des VGSD verschlechtert sich die Lage am Markt. Wegen der steigenden Infektionszahlen scheint nun der Markt wieder negativ zu reagieren. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, wie gut und verlässlich die Datenbasis für diese Statistik ist. Aber ein Indikator ist der Index in jedem Fall: IT-Freelancer-Index des VGSD – Weniger Projekte am Markt. Der Index wird regelmäßig aktualisiert.
DBITS-Marktbeobachtung Oktober 2020: Covid-19
Bei den steigenden Infektionszahlen kommen wir nicht umhin, die Maßnahmen der Regierung aus Sicht von Selbständigen in der IT zu kommentieren. Auch die beste Vorsorge verbraucht sich, wenn der Verdienstausfall zu lange anhält. Daher sind die staatlich verordneten Maßnahmen zu unter diesem Aspekt zu betrachten. Daher nehme ich diesen Punkt in die DBITS-Marktbeobachtung Oktober 2020 auf.
Verschiedene Ansparmethoden, auf die Selbständige regelmäßig setzen, erkennt das Finanzamt nicht als steuermindernd an. Dazu gehören beispielsweise Aktiendepots oder Fonds. Während Lebensversicherungen vor staatlichem Zugriff geschützt sind, müssen andere Rücklagen aufgebraucht werden, bevor staatliche Unterstützung gewährleistet wird.
Es wird immer unverständlicher, warum Staat und Gesellschaft die Bedürfnisse von Selbständigen kaum wirklich verstehen. Je klarer es wird, dass die Gesellschaft auf die Leistung von Selbständigen angewiesen ist, desto drängender müssen Verbesserungen für diese mutigen Menschen durchgesetzt werden. Dabei geht es nur vordergründig um Unterstützung. Die Coronakrise zeigt, wie nötig es ist, Selbständigkeit durch entsprechende Gesetze attraktiver zu gestalten.
Der Spiegel hat ein lesenswertes Interview mit Catharina Bruns veröffentlicht. Sie setzt sich seit Jahren für die Belange von Selbständigen ein, weil die Regierung ihrer Meinung nach die Lebensrealität von Selbständigen nicht versteht.
Den Artikel findest du hier: “Jeder Selbstständige hat Bedenken, wenn er zum Jobcenter muss”.
Weiterer interessanter Lesestoff
Der TV-Sender PHOENIX strahlt am 19.10.2020 um 14:45 Uhr und am 22.10.2020 um 10:30 Uhr sie Dokumentation Corona – Aufschrei der Einzelkämpfer! aus. Der Film weist auch auf die Diskrepanz in der Behandlung von Angestellten und Selbständigen hin. Bei der Beschreibung fällt ein weiteres Mal auf, wie stark sich Künstler und insbesondere politische Kabarettisten für die Selbständigen stark machen. Kein Wunder, die meisten von ihnen sind selbständig und bangen um die eigene Existenz.
Johnny Haeusler, der Mitbegründer und Veranstalter der re:publica, beschreibt in einem Blogartikel, was es bedeutet, einen vom Sars-COV-2-Virus infizierten im eigenen Haushalt zu haben. Eine Situation, vor der keiner sicher sein kann. Er zeichnet ein eher düsteres Bild von Bürokratie und davon, wie sich Betroffene von den zuständigen Behörden alleingelassen fühlen müssen.
Informativ und lesenswert: Corona in the house: Quarantäne mit der Familie.
Trotz allem sei auf die Seite der Bundesministerien für Wirtschaft und Energie (BMWI) und der Finanzen (BMF) hingewiesen. Dort findest du alle wichtigen Informationen, welche die Regierung für Selbständige und Unternehmen zu Verfügung stellt.
Die Überbrückungshilfe geht in die Verlängerung.
Schlusswort
Zum Schluss dieser DBITS-Marktbeobachtung Oktober 2020 sei mir eine kommentierende persönliche Anmerkung erlaubt. Ich wünsche mir mehr Vernunft bei den Maßnahmen, welche die Regierung trifft. Dazu mehr Einheitlichkeit und weniger Aktionismus. Momentan verwirren die Maßnahmen doch sehr. Manche Maßnahmen sind eher unverständlich. Etwa das inzwischen von ein paar Gerichte gekippte Beherbergungsverbot.
Außerdem fände ich weniger Bürokratie angebracht. Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass die staatlichen Hilfen missbraucht werden, so sind doch die meisten Betroffenen ehrlich und haben die Hilfen wirklich nötig.
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